Diagnostische Testtheorie

Beschreiben Sie den FPI-R

Ziel des Verfahrens ist die Beschreibung interindividueller Persönlichkeitsunterschiede.
 
Wir haben hier ein intuitives, an den Interessen der Autoren orientiertes, Verfahren(deduktiv). Ein faktorenanalytisch &metrisches Verfahren. Mit der 1. Auflage 1970.
 
Der Fragebogen umfasst 10 Standard-Skalen + 2 Zusatzskalen mit insgesamt 138 Items  
-> Besonderheit ist dass die Skala der Offenheit hier nicht im Sinne der Big 5 erfasst wird, sondern als Ehrlichkeitsskala und somit als Kontrollskala für Antworten der sozialen Erwünschtheit fungiert.
Die Zusatzskalen erfassen die Big Two: Extraversion und Emotionalität (äquivalent zu Neurotizismus).
Wir haben es hier mit einer Itemüberlappung von 10 Items zu tun, deswegen kommt man auch auf 138 nicht auf 148 (10x12+2x14).
 
Die Items haben ein dichotomes Antwortformat.
Die Bearbeitung dauert etwa 20-30 Minuten+ es gibt auch eine Fremdbeurteilunsversion.
Die Instruktion suggeriert die Möglichkeit von sozial erwünschten Antworten.
 
Der Fragebogen wird ab 16 Jahren eingsetzt zur Selbstbeurteilung in den Bereichen der Psychosomatik, Psychotherapie, Rehabilitation und der Gesundheitspsychologie& zur Erfassung von chronischen Erkrankungen.
 
Die letzte Normierung war 1999 an N=3700, da für die 8. Auflage 2010 keine neue Normierung nötig war, sie bleibt repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Die Normtabellen sind getrennt nach Geschlecht und in 7 Altersgruppen unterteilt.
 
Auswertungsschritte:
1. Skalenrohwer berechnen
2. Normwert (stanine-wert) in Normtabelle ablesen
3. Konfidenzintervall berechnen CI= x +- zα/2*se
          (se= sx*wurzel(1-rel.))
4. Ergebnisinterpretation
5. Kritische Differenz ablesen
 
Bewertung des Verfahrens:
-> Objektivität: Alle 3 gegeben
-> Reliabilität: Cronbachs α=.73-.83 ; fast alle Standardskalen haben ein alpha <.80; es gibt keine repräsentative Stichprobe für Redest-Rel.
-> Validität: Test ist sehr neurotizismuslastig (Inhaltsvalidität); konvergente Validität mit NEO-FFI und STAXI vorhanden; Konstruktvalidität Form S+F: r=.45; Konstruktvalidität schwach belegt durch Korrelation mit FPI-R-Skalen und Selbstauskunft &Befindlichkeit
-> Nebengütekriterien: Akquieszenz, da z.T. keine umgepolten Items
 
PRO Verfahren: weit verbreitet, praktische Bewährung, interessante Persönlichkeitsaspekte abgedeckt, ökonomisch, praxisnah
 
CONTRA Verfahren: klinisch orientiert, neurotizismuslastig, fehlende theoretische Fundierung, Reliabilität& Validität nicht ausreichend belegt, Skala Offenheit entspricht Ehrlichkeit - nicht BIG 5 Bedeutung, Itemüberlappung, dichotomes Antwortformat bei vorliegenden Items nicht so gut, interne Konsistenzen nicht sehr hoch -> für Individualdiagnostik nicht so gut, da weite Konfidenzintervalle & somit keine gute Einengung

Discussion